naivität

 "Der Narr" 
im
Tarot






Der Narr

Die 22. Karte der grossen Arkana des Tarot. Die älteste Darstellung aus dem 14. Jahrhundert zeigt einen Narren, der von lächelnden Kindern umgeben ist. Er trägt eine Mütze mit grossen Tierohren. Diese Karte trug die italienische Bezeichnung tarocco, was wahrscheinlich mit dem provenzalischen Wort Taruc (Narr) in Verbindung steht. Gemeinsame Wurzel ist lat.: taurus („Stier“). Man sieht in dieser Figur eine Parodie auf den mittelalterlichen Clericus vagantes, die wandernden Scholaren, die immer auf der Suche nach neuen Lehrern waren und bei der Vorbereitung der Reformation eine wichtige Rolle spielten, da sie neue Ideen verbreiteten. Nach der neueren Tarotdeutung ist der Narr das Symbol des transzendenten Wissens. Im kabbalistischen Lebensbaum entspricht ihm der Pfad zwischen Kether (Krone) und Chockmah (Weisheit).


(frz. Le Mat, engl. The Fool) Die Karte des Narren trägt die Zahl 0, er kann als Ausgangspunkt der Reihe der Großen Arkana gesehen werden oder als deren Abschluß, der seinerseits Ursprung eines weiteren Zyklus ist.
Als Grundbedeutungen dieser Karte, die meistens einen jungen Mann darstellt, der als närrischer Hans-Guck-In-Die-Luft auf einen Abgrund zugeht (z.B. Rider/Waite) oder dem die Bodenhaftung fehlt (z.B. Crowley), werden unbekümmerter, kindlicher Leichtsinn, Zuversicht und unvermeidliche Fehler angegeben.

Bei der Deutung der gelegten Karten kommt es sehr auf das Umfeld des Narren an. Liegen in seiner Nachbarschaft günstige Karten, so eröffnet die Grenzenlosigkeit der närrischen Phantasie ungeahnte Möglichkeiten, andernfalls steht Der Narr für Verschrobenheit und Narretei bis zum Wahnsinn.

Der Narr ist als einziger Trumpf auch in moderne Spielkarten übernommen worden. Er entspricht dann dem Joker, der frei gesetzt werden kann, wie auch der unbekümmerte Narr keine Regeln kennt.

Zugeordnet ist dem Narren der hebräische Buchstabe Shin (nach Scott, 135), bei Crowley ist es der erste Buchstabe Aleph („Ochse”, „Pflug”; Akron u. Banzhaf 1996, 28). Als weitere Entsprechungen zur Karte Der Narr werden die Rune Yr und das Element Luft genannt (Akron u. Banzhaf 1996, 25).


Die Symbolik des Narren wird am besten erklärt, wenn man zunächst die Bedeutung des hebräischen Buchstaben Alef betrachtet, der diesem Schlüssel zugeordnet ist. Alef bedeutet Ochse. Ochsen symbolisieren die Antriebskraft in der Landwirtschaft, denn sie wurden gebraucht, um die Pflüge usw. zu ziehen. Landwirtschaft ist die Grundform der Zivilisation. Daher symbolisiert der Buchstabe Alef kulturelle Kraft, schöpferische Energie, Lebenskraft und das Lebensprinzip der Pflanzen, Tiere und Menschen, das als physische Form der Sonnen-Energie zu uns kommt. Dieses Prinzip wird auch Lebensatem genannt. Es ist das griechische Pneuma, das Prana des Sanskrit, das hebräische Ruach, das lateinische Spiritus. Wörtlich bedeuten diese Begriffe "Atem". Zweitens beziehen sie sich auf den Geist, die alles durchdringende Lebensenergie.

Diese Bedeutung wird auch durch den Namen begründet, denn "Narr" wird vom lateinischen follis abgeleitet, was "Windbeutel" bedeutet. Daher symbolisiert der Narr das, was Luft oder den Atem enthält. Die Zahl 0 geht in dieser Idee noch einen Schritt weiter. Sie ist ein Symbol der grenzenlosen, bedingungslosen Lebenskraft. Die 0 ist wie ein Ei geformt, das heißt, sie symbolisiert das, was alle Möglichkeiten des Wachstums und der Entwicklung enthält. Okkultisten werden verstehen, wenn wir auf das kosmische Ei und den nicht-zu-überschreitenden Ring hinweisen.

Auf dem Bild (rechts oben und 2. von rechts unten) bezieht sich die Sonne auf die EINE KRAFT. Sie ist weiß, um anzuzeigen, daß sie die universelle Strahlungsenergie ist, die von allen Sonnen im Universum konzentriert und ausgestrahlt wird.

Die Berge stellen die abstrakten mathematischen Vorstellungen dar, die hinter allem Wissen über die Natur stehen. Als solche sind sie für viele kalt und uninteressant. Aber die Schneeschmelze auf den Gipfeln speist die Ströme, welche die Täler fruchtbar machen. So werden die Prinzipien der Zeitlosen Weisheit Dein Bewußtsein nähren und Deine mentale Vorstellungskraft fruchtbar werden lassen, das heißt, Dein Leben umwandeln.

Der Narr ist die Ewige Jugend. Seine Haltung drückt Vertrauen und freudiges Streben aus. Er zeigt, daß die EINE KRAFT niemals altert, daß sie immer auf der Höhe ihrer Kraft ist. 

Der Kranz um den Kopf des Narren symbolisiert das Pflanzenreich, aber auch den Sieg. Der Stab ist Willen, der Ranzen das Gedächtnis. Die weiße Rose repräsentiert das geläuterte Verlangen. Das Gewand des Narren besteht aus einem weißen Untergewand und einem schwarzen Hemd, das rot gefuttert ist. Weiß ist die Reinheit, die Wahrheit und die Weisheit. Es wird von dem Schwarz der Unwissenheit und der Verblendung verdeckt, das mit dem Rot der Leidenschaft, des Handelns und des Verlangens gefüttert ist. Es wird von einem Gürtel gehalten, der aus zwölf Ornamenten besteht, von denen sieben zu sehen sind. Dieser Gürtel stellt die Zeit dar, und Astrologen werden g dieser Symbolik interessant finden. Die Räder, die das Gewand verzieren, haben acht Speichen. Sie symbolisieren die wirbelnde Bewegung, durch die sich die EINE KRAFT manifestiert. Der kleine Hund stellt den Intellekt dar, den rein vernunftmäßigen Verstand. Er ist ein treuer Kamerad, aber er braucht einen Herrn.

Der Narr symbolisiert das Kind in uns. Er steht für spontanen Neubeginn und vorurteilsfreie Offenheit. Er ist Ausdruck spielerischer Unbekümmertheit, lebensfroher Sorglosigkeit und zeigt, dass wir einen neuen Lebensbereich staunend und ohne feste Erwartungen, und oft auch ohne Vorkenntnisse, betreten. Dabei kann er sowohl für ein kindliches Gemüt stehen und demzufolge Leichtsinn, törichte Naivität, Verspieltheit aber auch Dummheiten anzeigen oder aber die Schlichtheit weiser und demutsvoller Einsicht, zu der wir am Ende einer langen, oft mühevollen Suche gelangen können. Der Narr kann den Schalk und den Flegel in der Art Till Eulenspiegels verkörpern, aber auch den einzig ehrlichen Berater am Hofe als alter ego des Königs. In jedem Fall lebt er voll und ganz in der Gegenwart, ist Ausdruck von Offenheit und spontaner Ehrlichkeit, stets bereit, neue Erfahrungen zu machen. Ob diese Haltung jedoch unserer hartnäckigen Weigerung entspringt, je erwachsen zu werden, oder die lebenskluge Einsicht geistiger Reife ist, kann nur außerhalb der Karte beurteilt werden. Der Narr weist immer auf erfrischende Erfahrungen hin, die zwar manchmal tollpatschige oder chaotische Züge tragen, aber, selbst wenn wir »auf die Nase fallen«, keine wirkliche Gefahr bedeuten.

Der Narr ist eine der wichtigsten Karten im großen Arkana, obwohl er mit seiner Zahl NULL eigendlich nicht dazu zu gehören scheint. Er ist der naive Mensch, der die Welt immer so zu sehen pflegt, wie es ihm gerade gefällt. So, wie wir es tun...


Der Narr, Anfang und Ende, die Karte ohne Nummer

Der Narr ist nicht verrückt, das sagen höchstens die anderen von ihm. Er ist leichten Sinnes, leichtsinnig, unbekümmert - viele Kartenbilder zeigen ihn auf einem schmalen Grat, wo jeder "vernünftige" Mensch Angst hätte und den Kopf voll mit Gedanken an einen Absturz. (Und wie vernünftig wäre das ?) Er symbolisiert irgendeinen Menschen - jeder könnte so anfangen, hat vielleicht als Kind auch so angefangen, sich dann erst in die Vorstellungen und Konsense des Alltagslebens hineinziehen lassen - "nein, das macht man nicht", "nein, das ist doch gefährlich", usw. Ebenso könnte jeder so enden, genauso unbeschwert, wenn es gelänge, aus diesen Vorstellungen wieder auszusteigen. Und wenn das nicht so teuer wäre, vor allem hinsichtlich der im Vertrauen auf sie aufgewendeten Zeit und Kraft.

Mit dieser Karte kommt auch eine der leitenden Metaphern des Tarotspiels zum Tragen, die des Gleichgewichts, der Balance. Man wird ihr bei den verschiedensten Karten wieder begegnen. Wie schafft der Narr das nur ? Warum ficht ihn nichts an ? Vielleicht hilft es, Anfang und Endzustand an einem Beispiel zu illustrieren - es trete also auf:

Der Narr, der Versicherte - das mag wie ein schlechter Witz klingen, doch der Narr ist wirklich sicher, und zwar auf zweierlei Art -

Erstens indem ihn seine Narrheit einspinnt in ein Gewebe von alltäglichen Routinen, Verrichtungen und Gewißheiten - da ist er ein Mensch, dem alles in die gewohnten Schubladen passt, dem alles klar ist, der keine Zweifel kennt. So weiß er auch nicht, dass er ein Narr ist - ei behüte, er würde eine solche Beschimpfung gar nicht verstehen. Er ist sich seiner selbst und der Welt (also dessen, was er von beiden weiß, als Vorstellung und Meinung im Kopf hat) derartig sicher, wenn vor ihm auf der Straße ein UFO landen würde, er täts schlicht nicht sehen. Das mag seine guten und schlechten Seiten haben, zweifellos jedoch sind solche Menschen brauchbar. In dieser Hinsicht steht er richtig am Anfang der Reihe der großen Arkana, und irgendetwas muss ihm von außen her zustoßen, damit überhaupt eine Entwicklung an ihm stattfinden kann.

Zweitens aber ist der Narr 'sicher', indem er die Welt (Arkanum 21) 'gehabt' hat, und den Platz aller Dinge und ihre letztendliche Bedeutungslosigkeit erfahren hat. Wohin er auch kam, überall schmeckte es doch nach ALDI... oder so ähnlich. Er ist durch die Schule gegangen, von der die Bibel sagt 'Herr, lehre mich begreifen, dass ich sterben muss, damit ich klug werde'. Da ist es nicht überraschend, dass er anderen Menschen oft genug als Narr erscheinen wird (wie man es ja immer wieder mit überlegenen Wahrheiten gesehen hat), zumindest aber als unbegreiflich. In dieser Gestalt, solcherart belehrt und klug geworden, mag er auch wohl gut die Position am Ende der Reihe der großen Arkana einnehmen.

Oder vielleicht trägt ja auch dieser traditionelle Versuch, ihn, die nicht nummerierte Gestalt, in eine Ordnung der Arkana einzufügen, nur zu genau 91% - es könnte ja auch sein, dass er wirklich als Joker gedacht ist, als Wildcard (*), Stellvertreter für ein unausrottbar immer noch vorhandenes Wirkliches jenseits der Ordnungen und als Beleg dafür, dass auch eine symbolische Ordnung wie die der Tarotkarten, die nur vorsichtig andeutet, nie abgeschlossen sein kann.

Der Narr als Tageskarte

Heute sollten Sie für alles offen sein. Gehen Sie so unvoreingenommen wie möglich durch den Tag, nehmen Sie nichts zu ernst und betrachten Sie auch befremdende Ereignisse mit spielerischer Neugierde. Je weniger Sie an vertrauten Vorstellungen und erprobten Erfahrungswerten haften, desto lebendiger und ausgefallener wird der Tag. Falls Sie heute feststellen, daß Sie in einer bestimmten Angelegenheit wieder bei Null anfangen müssen, dann sollten Sie möglichst unbekümmert einen ungewöhnlichen Start wagen. Erlauben Sie sich ruhig einmal, ein bißchen verrückt zu sein.

Energie: Leichtigkeit, Spiritualität, Gedanke, Naivität, Unschuld, Reinheit, Vertrauen. Leichtigkeit des Herzen, Heiterkeit, Glück, Selbstironie, das kosmische Gelächter. Geborgenheit im Göttlichen, Risikobereitschaft

Sein Blick auf die Welt widerspricht der Norm. Der Narr geht seiner Bestimmung entgegen, aber er entzieht sich dem Zwang der Normalität. Auf seinem Weg folgt er mit Leichtigkeit dem Glauben, der ihn mit schlafwandlerischer Sicherheit führt.
Streifen Sie Ihr gewohntes Denken ab. Der Narr mag versuchen, Sie in die Irre zu führen. Zu oft aber zeigt der Erfolg seiner Ideen, dass das Neue, das Andere, das Besondere ein Ausweg aus eingefahrenen Bahnen ist.

Der Narr ist das Sinnbild für das instinktive und intuitive Handeln ganz nach der Art kleiner Kinder: Emotional sicher, aber furchtbar unvernünftig. Der Narr trägt die weiße Rose der Unschuld. Astrologisch: Uranus